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AutorenbildNicola

Kork, Kunstoff oder Schraubverschluss?

Aktualisiert: 6. Aug. 2023

Naturkorken werden aus der Rinde der Korkeichen gewonnen, die hauptsächlich im Süden von Portugal und Spanien wachsen. Diese Rinde wird alle 9 Jahre vom Stamm fachgerecht abgenommen, ohne dabei den Baum zu schädigen. Korkeichen erreichen oft ein Alter von mehr als 200 Jahren. Die erste für Weinkorken verwertbare Rinde kann man nach etwa 30 Jahren schälen.

Die Rinde wird gekocht, damit sie dicker und elastisch wird und anschließend werden die Korkstopfen daraus ausgestanzt, auf Maß geschliffen und in optische Klassen sortiert.

Diese Rohkorken importiert die Korkindustrie Trier von ausgesuchten Lieferanten in Portugal. In Trier werden sie gewaschen, nochmals sortiert, das Kundenwappen wird aufgedruckt, gebrannt oder gelasert und abschließend werden die Korken beschichtet, damit sie gut abdichten und leicht aus der Flasche zu ziehen sind.

Die wichtigste Arbeit ist allerdings die umfassende sensorische und technische Prüfung, damit der Weinliebhaber mit Freude eine mit einem Naturkorken verschlossene Flasche genießen kann.

Oft wird die Qualität eines Naturkorken rein optisch bewertet. Daher versuchen viele Anbieter diese Optik durch starke Bleichung oder geschickte Färbung zu verbessern.

Die Anbieter alternativer Verschlüsse nutzen dies immer mehr aus und bedrucken ihre Produkte mit einer optisch schönen Korkstruktur.

Für uns ist wichtig, dass ein Naturkork den Wein geschmacklich nicht negativ verändert und die Flasche zuverlässig abdichtet. Kork ist elastisch und gasdicht, er verrottet nicht, enthält  Wachse und ist beständig gegen Alkohol und Säuren; das ideale Material um eine Weinflasche zu verschließen. Unser Ziel ist es diese Eigenschaften so weit wie möglich während der Verarbeitung zu erhalten und zu stärken. Daher richten sich unsere Bemühungen hauptsächlich darauf, die weniger geeigneten Naturkorken zu finden und auszusortieren.

2,4,6-Tricloranisol, kurz TCA genannt, gehört zu einer Gruppe von Haloanisolen, die Mufftöne verursachen. Diese Haloanisole sind schon in kleinster Konzentration riech- und schmeckbar. In einem Weißwein reichen 2 ng/l  (0,000000002 g/l) um von einem geübten Verkoster erkannt zu werden.

Mittlerweile hat man diese Mufftöne, die zuerst an verkorkten Weinen entdeckt wurden und daher oft als Korkgeschmack bezeichnet werden, auch in Weinen entdeckt, die nicht mit einem Naturkorken in Berührung kamen.

Die muffig riechenden Haloanisole kommen in vielen weiteren Materialien und Produkten vor, in Gemüse, Obst, Leder, Kunststoffverpackungen und Fertighäusern; um nur einige zu nennen.

Neben den Naturkorken finden sich auf vielen Flaschen alternative Verschlüsse. Schraubverschlüsse verschließen eine Flasche gasdicht und gehören zu den reduktiven Verschlüssen, Kunststoffstopfen erlauben eine permanente Sauerstoffaufnahme und wirken daher oxidativ.

Der Naturkork ist ebenfalls ein gasdichter Verschluss. Durch seine vielen Zellen, die mit Luft gefüllt sind und beim Einstoßen in die Flasche stark komprimiert werden, gibt er aber für etwa ein Jahr Sauerstoff an den Wein ab. Dieser Sauerstoff fördert die Entwicklung des Weines, und da der Sauerstoff nur begrenzt zur Verfügung steht wird gleichzeitig eine frühzeitige Oxidation verhindert.

Für mich ist Kork nie ein neutraler Verschluss, sondern er gibt Inhaltsstoffe an den Wein ab, nimmt Stoffe aus dem Wein auf und wirkt harmonisierend, wenn man Wein und Naturkork die Zeit gibt miteinander zu agieren.

Kork hat im Vergleich zu anderen Verschlüssen eine hervorragende Ökobilanz. Die Verwendung von Naturkorken trägt wesentlich zum Erhalt der Korkeichenwälder bei, die wegen der vielfältigen und einzigartigen Flora und Fauna von Naturschutzorganisationen als besonders schützens Wert eingestuft werden.

Für die Lagerfähigkeit eines Weines spielen das Potential des Weines und die fachgerechte Lagerung bei niedriger, konstanter Temperatur in einem dunklen Raum bei normaler Luftfeuchtigkeit eine größere Rolle als der Verschluss.

Im Gegensatz zu anderen Verschlüssen kann man an einem Naturkorken erkennen, ob der Wein unter idealen Bedingungen transportiert und gelagert wurde. Schlechte Lagerbedingungen zerstören den Kork allmählich.

Für Flaschen mit Korkverschluss empfehle ich eine stehende Lagerung, was auch wissenschaftlichen Untersuchungen entspricht.

Warum? Temperaturschwankungen während Transport und Lagerung verursachen eine Druckänderung in der Flasche. Die Temperatur steigt, der Wein dehnt sich aus, drückt das Luftvolumen in der Flasche zusammen und der Druck in der Flasche steigt. Bei liegender Flasche dringt dann Wein in die Korkzellen ein und zerstört diese langsam. Bei stehender Lagerung besteht diese Gefahr nicht.

Die Sorge, dass der Kork ohne Weinkontakt austrocknet, muss niemand haben. Die Feuchtigkeit im Luftraum der Flasche reicht aus, damit der Korken elastisch bleibt.






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